Edizero: Ökobaustoffe aus Sardinien

 
Foto: Edizero-Daniela Ducato

Foto: Edizero-Daniela Ducato

 

Daniela Ducato gilt in Italien als Unternehmerin der Stunde und ist für viele – auch für mich – ein Vorbild. Sie scheint die Quadratur des Kreises zwischen Nachhaltigkeitsgedanken, Unternehmergeist und Gemeinwohlökonomie geschafft zu haben. Rund 150 nationale und internationale Auszeichnungen sprechen für sich.

Die Unternehmerin und Gründerin von Edizero mit den Tochtergesellschaften Edilana, Terramia, Canapatech usw. hat ihren Sitz in Sardinien, einer der ärmsten Regionen Italiens. Die Wirtschaft besteht neben Tourismus und Erdölindustrie überwiegend aus Landwirtschaft, Viehzucht und einer relativ bescheidenen Garnindustrie. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei 30 Prozent.

Daniela Ducato | Foto: Edizero-Daniela Ducato

Daniela Ducato | Foto: Edizero-Daniela Ducato

 
 

Die Idee von Daniela Ducato ist so simpel wie genial: Mithilfe eines Teams von Techniker*innen entwickelte sie aus den Abfällen der Agrarwirtschaft eine Reihe von kreislaufgerechten Produkten für die lokale Bauindustrie.

70 Kleinunternehmer*innen der Region haben sich mittlerweile im Netzwerk der Lieferanten und Verarbeiter von Edizero zusammengeschlossen. Inzwischen beschäftigt das Unternehmen 500 Menschen und hat eine kleine Region im sardischen Binnenland aus der wirtschaftlichen Misere gerettet.

Ökologische Baustoffe aus Trauben-, Milch- und Wollresten

Das Sortiment von Edizero besteht aus Wandfarben, Klebstoffen, Putz-und Dämmmaterialien, die allesamt aus Rückständen von Naturprodukten gewonnen werden. Aus Überschüssen von Trauben, Tomaten, Brennnesseln, Zitronenschalen usw. entstehen Streichfarben von großer ästhetischer Qualität, aus Milch Klebstoffe für die Wände, aus kurzhaariger Schafwolle wurden Dämmmatten entwickelt.

Der buchstäbliche rote Faden für Daniela Ducatos Unternehmertum besteht aus einem sehr ursprünglichen Produkt: der Wolle der sardischen Schafe. Bis dato mussten die bei der Verarbeitung anfallenden Wollreste bei sehr hohen Temperaturen verbrannt werden. Aufgrund der damit verbundenen hohen Umweltbelastung galten sie sogar als Sonderabfall. Ducatos revolutionäre Idee bestand darin, aus diesen Wollabfällen Hightech-Industriematerialien herzustellen.

„Das ist reine Schurwolle”, erklärt Daniela Ducato, „Sie besitzt nicht nur außergewöhnliche Dämmeigenschaften, sondern kann auch sehr effektiv für die Dekontaminierung von Meerwasser eingesetzt werden. Wir sind in diesen Sektor eingetreten, kaufen heute überschüssige Wolle auf und machen sie zu einer besonderen Ressource.“ Anstelle des kostenintensiven toxischen Entsorgungsprozesses trat die Gewinnung eines wertvollen Rohstoffes, der noch dazu eine wichtige Einnahmequelle für Kleinunternehmer*innen aus der Region wurde.  

Kreislaufgerechte Herstellung

Aber nicht nur der Umgang mit den Rohstoffen ist bei Daniela Ducato extrem innovativ. Auch den gesamten Herstellungsprozess haben sie und ihr Team bis ins kleinste Detail unter die Lupe genommen und aus ökologischer Sicht optimiert.

Allein durch die Nutzung von lokalen Ressourcen und die Konsortium-Struktur des Unternehmens konnten z. B. die Transportkosten in der Herstellungsphase um 95 Prozent reduziert werden.

Auf Produktionsebene verhält sich das Netzwerk von kleinen Unternehmer*innen extrem agil und anpassungsfähig, sodass schnell, in kleinen Mengen und auf Kundenwunsch produziert werden kann.

Die Lösungsansätze sind aber nicht nur Lowtech. Im Gegenteil: Das ökologische Konzept von Edizero setzt auf ausgeklügelte Hightech-Anlagen. So wurde Künstliche Intelligenz eingesetzt, um Rohstoffverschwendung zu vermeiden. Das Ergebnis ist ein Produktionszyklus, der vollständig ohne Abfall auskommt. Durch Energierückgewinnung kann die komplette Industrieanlage zudem mit weniger als 6 kWh betrieben werden – das entspricht ungefähr der Energiemenge, die benötigt wird, um einen 300-Liter-Kühlschrank 12 Tage lang zu betreiben.

Auch Verpackung und Druckverfahren sind konsequent ökologisch: Die Verpackungen aus Papier oder Pappe sowie ein kleiner Teil PE sind zu 100 Prozent recycelbar. Der gesamte Druck auf Papier erfolgt mit digitalen Systemen, ohne Abfall (kein Toner wird weggeworfen) und ohne Emissionen flüchtiger Substanzen.

Bravo, Daniela Ducato!

https://www.edizero.com/